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Ironman mal anders oder Schaufensterbummel in Zürich
07.07.06

Es ist kaum zu glauben, dass an einem heißen Sonntagmorgen in einem normalen Businesshotel um 4:00 Uhr der Frühstücksraum aus allen nähten Platz. Dies aber nicht, wie in einem Hotel dieser Kategorie üblich, mit Herren in Krawatte und modischem Zweireiher, nein, an diesem morgen beherrschen Bermudas, Laufschuhe und abgewaschene "finisher" shirts das Bild.

Am Sonntag 02.07.06 haben sich diese Szenen in vielen Hotels in Zürich so abgespielt. Die Anwesenden, zumeist Herren im mittleren Alter, haben sich für diesen Tag etwas Besonderes vorgenommen.

Einen Ironman zu finishen.

Ironman das heißt 3,8 km schwimmen, 180 km Radfahren und anschließend noch einen Marathon (42,2 Km) laufen. Alles natürlich am Stück, nur durch das Umziehen zwischen den einzelnen Disziplinen unterbrochen.

Die Anspannung der Teilnehmer war bereits beim Einnehmen des Frühstücks zu bemerken. Schon hier wurden die ersten Schritte für eine erfolgreiche Teilnahme gelegt: das "richtige" Essen. Nicht zuviel, nicht zu wenig, nicht zu schwer sondern leicht verdaulich und natürlich Kohlehydratreich, da bei einem Ironman Wettkampftag der Verbrauch bei über 10.000 Kcal liegt.

Um 5:15 wurden die Athleten dann von einem gemieteten Shuttelbus abgeholt und zum Startplatz, auf der Landwiese, am Zürichsee gefahren.

Einer davon war Uwe Förster von der SG Poseidon Eppelheim, für den es die erste Teilnahme an einer Langdistanz werden sollte, mit der Hoffung am Ende des Tages als „Eisenmann“ erschöpft, aber glücklich ins Bett fallen zu können.

Am Startplatz angekommen, wurden zunächst die Utensilien für die Rad und Laufdisziplinen am Wechselplatz aufgebaut. Radhelm, Radschuhe, Brille, Startnummer, Laufsocken, Laufschuhe und natürlich auch hier bereits Powergel bzw. Bars und Isogetränge. Letzteres um die beim Schwimmen verbrauchte Energie ein wenig aufzufüllen und den Wasserhaushalt zu regulieren, da an diesem Tag Temperaturen bis 33 Grad angesagt waren (Diese wurden zum Leidwesen vieler Teilnehmer auch erreicht, so dass später im Zielbereich einige Athleten mit Salzlösungen wieder aufgepäppelt werden mussten).

Beim anschließenden Gang zum Schwimmstart und dem Anziehen des Neoprenanzugs begann nun endgültig dieses merkwürdige Gribbeln und Ziehen in der Magengegend und spätestens nachdem die auf einem Podest aufgebauten Alphornbläser die Starter begrüßten war die Nervosität der Teilnehmer fast greifbar. Ein Hubschrauber des Schweizer Fernsehens schwebt ein und platzierte sich über dem See um das Imposante Startbild der 1800 Triathleten die sich gemeinsam in den See stürzen angemessen aufzunehmen.

Pünktlich um 7:00 Uhr wurden die „Piranhas“ losgelassen und ein hauen und schlagen um die besten Schwimmplätze begann. Da Uwe ein bekanntermaßen „begnadeter“ Schwimmer ist („das Wasser ist nicht dein Feind, Po und Beine hoch und gleiten“) hat er sich hier aus dem Balgen um vordere Plätze herausgehalten und ist mit nur ein paar wenigen Schlägen auf Rücken und Beine davongekommen. (Das von allen gefürchtete Schwimmbrille Herunterreißen oder gar Unterwasserdrücken ist Ihm erspart geblieben).

Nach einem angenehmen Sonntagmorgen Wachwerdschwimmen ging es für Uwe mit einer Schwimmzeit von 1:25 h für die 3,8 Km in die Wechselzone. Neo aus, Radschuhe an, Powergel rein, ein Großer Schluck aus der Isoflasche, Banane in die Hand und rauf aufs Rad.

Hier sollte sich für Uwe zeigen, ob die erhoffte Endzeit von unter 12 h erreicht werden kann, da dies die Disziplin mit dem geringsten Trainingsumfang war. (nur ca. 2000 Km auf dem Rad im letzten halben Jahr. P.S.: in einem „vernünftigen“ 1 wöchigen Trainingslager wird diese Marke oft schon überschritten).

Die Radstrecke umfasste ein Rundkurs von 60 km der 3-mal gefahren werden musste und in Summe ca. 1500 Höhenmeter beinhaltet. In der ersten und zweiten Runde konnte von Uwe noch fast die errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Km/h gehalten werden. Allerdings zeigte sich zu Beginn der 3-ten Runde, dass doch die fehlenden Trainingskilometer Ihren Tribut zollen sollten. Dabei waren nicht einmal die Steigungen die Schwierigkeit, sondern vielmehr das schnelle Kurbeln auf ebener Strecke. So musste in der letzten Runde ein Minus von 15 min zum geplanten Tempo hingenommen werden.

Auch eine Zeitstrafe von 6 min wurde geschluckt. Diese wurde Aufgrund von Windschattenfahrens (ist bei einem Ironman Verboten) ausgesprochen und musste nach dem Rad fahren in einer Penaltybox verbüßt werden. (Anmerkung des Athleten: völlig zu Recht, dass Kurbeln ist echt ätzend).

Allerdings hatte dies den Vorteil, dass sich Uwe hier eine kurze Verschnaufpause gönnen konnte und auch noch etwas für sein Haut tun. Bei nunmehr brütender Hitze von 33 Grad und ohne jegliche Wolken konnte noch Sonnencreme aufgetragen werden.

Äußerst wichtig sollte neben der Nahrungsaufnahme auch die Flüssigkeits-versorgung bei diesen Temperaturen sein. Uwe hat während seiner 6:25 h langen Rad fahrt ca. 8 Liter Flüssigkeit (Wasser als auch Isogetränge) zu sich genommen, ca. 4 Bananen gegessen und 20 – 25 Powergels und Powerbars verspeist.

Nun kam der von allen gefürchtete Marathon, um den Ironman zu seinem krönenden Abschluss zu führen. Hier sind in Zürich 4 Runden a 10,5 km zu laufen. Die letzte ist dann mit dem Abbiegen in einen 200 m langen Zielkanal zwar etwas länger, aber diese 200 m sind dafür auch umso schöner.

Beim Marathon gilt dann eigentlich nur noch „Hirn aus und laufen“. Was von Uwe bis auf die letzte Runde auch eingehalten werden konnte. Bei km 36 und einer so sehr verlockenden Verpflegungsstadion ist Uwe dann allerdings in Schaufensterbummeln verfallen und hat sich mit Nüssen, Trockenobst, Kartoffelchips und sonstigen Leckereien versorgt, ehe er die restlichen schlappen 6 km in Angriff genommen hat.

Ab diesem Zeitpunkt wurde das grinsen mit jedem Schritt etwas breiter und ist obwohl die erhofften 12 h nicht ganz erreicht wurden, Endzeit 12:18:58,2,  beim Zieleinlauf in ein Jubelschrei übergegangen.

Mit dem Wissen, dass mit einer vernünftigeren Vorbereitung ( in 180 Tagen „nur“ 210 Trainingsstunden) noch eine Menge Luft nach oben ist, hat sich der neue „Eisenmann“ nach einer Menge Spagetti und ein paar Weizenbier (alkoholfrei) auf den Nachhauseweg zum Hotel gemacht.

Hier noch einige Zahlen zum diesjährigen Ironman Switzerland:

Starter:                                                      1800 davon 1503 finisher.
Zuschauer:                                                 100 000
Helfer:                                                        2300
Wasser:                                                     25 000 Liter
Cola:                                                          6000 Liter
PowerBar:                                                  6000 Liter
Trinkbecher auf Marathonstrecke:                 9180 000 Stück
Abgegebene Bidons auf der Radstrecke:      15 000
Energie-Riegel:                                           9000 Stück
Energie-Gels:                                             6000 Stück
Bananen:                                                   5500 Stück
Äpfel, Birnen, Aprikosen und Dörrfrüchte:      750 kg
Schwämme:                                               12 000 Stück
Reis und Teigwaren im Ziel:                          600 kg